Am Rande eines Kirchplatzes stand fast 200 Jahre lang eine alte wunderschöne Linde. Bis sie den Wetterereignissen des letzten Jahres nicht mehr standhalten konnte und Sturm und Schnee zum Opfer fiel. Sie hinterließ eine Lücke im Dorfbild- eine Lücke die adäquat nicht zu schließen war und dennoch Raum für Neues schaffte. Für unsere Kinder lag nichts näher, als diese Lücke mit einem kleinen Spielhaus zu besetzen. So war die Idee geboren, auf dem Stumpf dieser sehr alten dorfbildprägenden Linde ein kleines Baumhaus zu errichten. Schnell war klar, dass auch das Baumhaus den Kirchplatz prägen wird. Das verpflichtete uns geradewegs dazu, gestalterisch und städtebaulich in adäquater Weise auf die Situation zu reagieren. Wir formulierten folgende Ziele: Ziel 1: im Baumhaus muss gespielt, getobt und geschlafen werden können Ziel 2: Das Baumhaus darf kein Fremdkörper am Kirchplatz sein und trotzdem selbstbewusst am Rande des Kirchplatzes thronen. Ziel 3: Der Urtyp des Baumhauses soll modern interpretiert werden. Ob diese Ziele erreicht wurden, soll jeder für sich selbst entscheiden.
Das Baumhaus steht auf zwei langen Bohlen und kragt nach rechts und links ca. 60 cm aus. Die langen Bohlen sind auf einem Quadrat aus dicken Holzträgern befestigt. Das Quadrat ist fest mit dem Stumpf verschraubt.
Das Baumhaus selbst ist eine gedämmte Holzrahmenkonstruktion, außen mit Aluminiumpaneelen und innen mit OSB-Platten zur Aussteifung beplankt. Die Stirnseiten sind mit transluzenten Doppelstegplatten belegt. Der Fußboden besteht aus Terrassendielen, die vom Nachbar gerade aussortiert wurden. Der Teppichboden ist das Überbleibsel einer anderen Baustelle.
Wir hoffen nun, dass Kinder und Passanten Freude am Baumhaus finden. Es wird nicht lange dauern, bis unsere Kinder zu groß für das Baumhaus sind. Dann wird es abgebaut und der schon vor ein paar Jahren gepflanzte Ginkgo wird den Kirchplatz im natürlichen Gesicht prägen und das Erbe der alten Dorflinde annehmen.